Shiatsu ist Begegnung und Berührung

Berührung, und das unterscheidet den Tastsinn von allen anderen Sinnesqualitäten, ist immer gegenseitig. Wir können sehen, ohne gesehen zu werden, oder hören, ohne gehört zu werden. Niemand jedoch kann berühren, ohne zugleich auch berührt zu werden. Wir ergreifen, greifen an und werden zugleich auch berührt und ergriffen. Und gerade das Bedürfnis, jemanden zu berühren wie auch selbst berührt zu werden, ist tief in uns verwurzelt und entscheidet in einem hohen Maße über die Qualität unseres Lebens.
Die achtsame Berührung bedeutet Entspannung tief in uns und ist Teil von Zuneigung und Geborgenheit. Mehr und mehr haben wir diese Selbstverständlichkeit jedoch verloren und die Sprache der Berührung vergessen. Berührung wird nämlich erst dann wirklich berührend, wenn sie nicht rein physikalisch, rein mechanisch ist, sondern die Qualität von Wertschätzung, Offenheit und Liebe annimmt.
"Ich verbeuge mich vor der Buddha-Natur in Dir" (jap.: Kino Kami Ley), der buddhistische Gruß, die Verbeugung vor dem Anderen, vor seiner Buddha-Natur, drückt eben diese Achtung und Wertschätzung aus.
Der grundsätzliche Geist von Shiatsu ist deshalb der offene, aufrichtige Kontakt und die liebevolle, ehrliche Begegnung zwischen zwei Menschen, zwischen dem Gebenden und dem Empfangenden. Shiatsu kann sich darum auch nur in dem Maße entfalten, wie beide Partner dazu bereit sind. Eine Shiatsu-Sitzung verbleibt entweder (vor allem) auf der körperlichen Ebene oder aber wird, wenn Vertrauen und Offenheit (auf beiden Seiten) da sind, zu einer umfassenden Begegnung und Berührung sowohl auf einer körperlichen wie auch auf einer emotionalen und geistig-spirituellen Ebene.
Je mehr der Gebende in sich, in seiner Mitte ruht, wach und aufmerksam zugleich, ohne etwas erzwingen oder erreichen zu wollen, und je natürlicher (und zugleich respektvoller) die Begegnung zwischen den beiden Partnern in der Shiatsu-Sitzung ist, desto sicherer kann sich der Empfangende fühlen und freier, sich leichter der Behandlung anvertrauen und loslassen.

 

Und so wird das nonverbale Gespräch einer Shiatsu-Sitzung von beiden Partnern gemeinsam bestimmt und gelenkt. In einem entspannten Zustand der Wachheit nimmt der Gebende die Äußerungen seines Partners wahr, gleich ob sie physischer, energetischer oder emotionaler Art sind, und antwortet auf diese Berührungen sowohl bewusst als auch intuitiv. Der Empfangende wird hier zum Führer, ja zum Lehrer. Und der Gebende ist Partner auf dem Weg zu mehr Selbstwahrnehmung und Entfaltung, der dann hilfreich zur Seite steht, wenn Unterstützung wichtig ist.

Wirkungen von Shiatsu

 

Shiatsu stimuliert das autonome Nervensystem und hat eine ausgleichende, je nach Art der Stimulierung beruhigende oder belebende Wirkung auf den gesamten Organismus. Shiatsu unterstützt und fördert insbesondere auch Wachstums- und Reifungsprozesse, begleitet in schwierigen Lebensphasen und erleichtert den Übergang von einem Lebensabschnitt zum nächsten.
Konkrete Beschwerden, deren Heilungsprozess durch Shiatsu gefördert werden kann, sind, so auch die Definition von Shiatsu durch den Österreichischen Dachverband, vor allem funktionale, Befindlichkeits- und psychosomatische Störungen wie z.B. Verspannungen, Stress und Nervosität, Schlafstörungen, Müdigkeit und Energiemangel, Verdauungsprobleme, Störungen des vegetativen Nervensystems, Menstruations- und andere gynäkologische Beschwerden, Atemwegserkrankungen, Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen u.ä.m., aber auch akute und chronische Schmerzen und Funktionsstörungen des Bewegungsapparates und im besonderen deren Prophylaxe.